Die Öko-Bilanz
Für den Bau eines Wasserkraftwerkes muß zunächst einmal Energie aufgewendet werden, bevor die im Wasser enthaltene Energie genutzt werden kann. Hierbei sind neben den eingesetzten Baustoffen auch alle anderen, für die Planung und Errichtung verbrauchten Ressourcen zu berücksichtigen. Aus der Komplexheit des Gesamtsystems und der Vielzahl der Verbrauchsstoffe ist leicht ersichtlich, dass dies nie völlig exakt möglich ist. Vielmehr müssen Abschätzungen getroffen werden, die plausibel sind und den tatsächlichen Verbräuchen möglichst nahe kommen.
Bei der Berechnung der zur Herstellung benötigten Energie und der daraus resultierenden Treibhausbelastung wird auf die Untersuchungen des IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH zurückgegriffen (siehe http://www.ibo.at/de/oekokennzahlen.htm). Das IBO hat die Herstellenergie für verschiedene Baustoffe für die gesamte Herstellungskette bestimmt und dabei alle eingesetzten, nicht erneuerbaren Primärenergieträger einbezogen und die Emissionen in Luft, Boden, Wasser und Abfälle ermittelt.
Für den Vergleich mit dem von den Wasserkraftwerken erzeugten regenerativen Strom ist neben der Summe der Herstellenergie auch die dadurch entstandene Treibhauswirkung relevant. Auch diese wird vom IBO dargestellt. Die Leitsubstanz bei der Erwärmung der Erdatmosphäre ist Kohlendioxyd (CO2). Die Treibhauswirkungen, welche aus der Freisetzung anderer Substanzen erwachsen, werden daher mit einem CO2-Äquivalent auf die Leitsubstanz CO2 bezogen, wobei von einer Wirkung des Treibhausgases über 100 Jahre ausgegangen wird.
Folgende Kennwerte werden herangezogen:
• | Beton | ||
Dichte | 2.300 | kg/m³ | |
eingesetzte Primärenergie | 0,68 | MJ/kg Baustoff (oberer Heizwert) | |
CO2-Äquivalent | 0,095 | kg CO2/kg Baustoff |
• | Stahl | ||
Dichte | 7.800 | kg/m³ | |
eingesetzte Primärenergie | 21,71 | MJ/kg Baustoff (oberer Heizwert) | |
CO2-Äquivalent | 0,095 | kg CO2/kg Baustoff |
Die in Bezug auf die eingesetzten Mengen bei weitem bedeutendsten Baustoffe sind Beton und Stahl. Für die beiden Wasserkraftwerke werden ca. 4.800 m³ Beton für die Erstellung der Kraftwerkströge und ca. 700 t Stahl, vornehmlich für die Turbinen, den Stahlwasserbau (Dammtafeln, Greifer, Geländer usw.) und die Bewehrung des Betons, benötigt (inkl. eines Sicherheitszuschlages!).
Alle anderen Materialien und Verbrauchsquellen, z. B. Betriebsstoffe (Benzin,
Diesel, Schmieröl, usw.) Strom für Maschinen und Pumpen bis hin zur Aufwendungen
während der Planungsphase und Reisetätigkeiten aller bei der Realisierung beteiligter
Personen, treten diesen gegenüber in den Hintergrund. Darüber hinaus sind diese
sehr viel schwerer mengenmäßig zu erfassen; sie werden daher in dieser ökologischen
Bewertung pauschal berücksichtigt.
Somit ergeben sich folgende Werte:
Angesichts der verschiedenen Betriebsvarianten (siehe Stromerzeugung) ergeben sich unterschiedliche Amortisationszeiten für die beim Bau der beiden Wasserkraftwerke eingesetzte Energie bzw. das freigesetzte Treibhauspotenzial bezogen auf die Leitsubstanz CO2:
*) | Die Resultate für die energetische Amortisationszeit verzerren die tatsächliche Situation etwas, denn einerseits werden bei der Herstellung der Materialien verschiedene Primärenergieträger eingesetzt, deren einzelne Zusammensetzung nicht bekannt ist und von jener in Deutschland eingesetzten abweichen kann, während die Wasserkraftwerke ausschließlich elektrischen Strom erzeugen, von dem angenommen wird, dass er ausschließlich durch den deutschen Strommix zur Verfügung gestellt wird. |
Gleiches gilt für die Amortisationszeit bezogen auf die Vermeidung von CO2. Zwar wurden die CO2-äquivalenten Mengen für die eingesetzten Baustoffe nach ihrer treibhausrelevanten Wirkung bestimmt und auf die Leitsubstanz CO2 bezogen. Andererseits wurde auch die durch die Stromerzeugung eingesparte treibhauswirksame CO2-Menge anhand des Energie-Mix der Stromproduktion in Deutschland errechnet. |
Zusammenfassung
Die zur Herstellung der Wasserkraftwerke eingesetzte Energie kann überschlägig innerhalb von 1 - 2 Jahren wieder eingespart werden. Danach liefern die Anlagen einen Überschuß an elektrischem Strom, der nicht mehr unter Einsatz von fossilen oder atomaren Quellen erzeugt werden muß. Damit tragen sie also sehr bald zur Schonung der fossilen Ressourcen bzw. zur Reduzierung des atomaren Abfalls bei. Betrachtet man das treibhauswirksame Kohlendioxyd, so ist der Zeitraum noch kürzer bis die bei der Herstellung freigesetzte Menge wieder eingespart ist.
Durch die zuvor angesprochene pauschale Bewertung aller übrigen Verbrauchsquellen sowie aller eingesetzten Materialien außer Beton und Stahl, spiegelt die dargestellte Ökobilanz die Realität sicher nicht ganz exakt wieder. Trotzdem wird ein hinreichend genauer Näherungswert erreicht. Ob sich die Amortisationszeiten um einige Monate vor oder zurück verschieben, macht angesichts der voraussichtlich sehr langen Laufzeit der Wasserkraftwerke von vielen Jahrzehnten keinen großen Unterschied.
Bemerkung zum Schluß
Im Spreewald treten großflächig Probleme mit den Hinterlassenschaften des jahrzehntelangen Braunkohletagebaus in der Lausitz auf. Im Wasser breitet sich Eisenhydroxyd (auch Eisenocker genannt) aus, welches in den Tagebaugruben ausgewaschen wurde und nun alles Leben im Wasser unter einem rotbraunen Schleier zu ersticken droht (siehe: SPIEGEL-Online-Bericht). Spannend ist in dem Zusammenhang die Frage, wieviele Quadratmeter Lausitz (oder Garzweiler) durch die beiden Wasserkraftwerke über ihre gesamte Betriebsdauer wenigstens in Zukunft nicht weggebaggert werden müssen...
Alle Angaben ohne Gewähr!